Elbling: der Rassige

Nein, diese Sorte ist im Rebberg kaum mehr zu finden. Sie gehört aber zur Geschichte eines jeden Rebberges in der Schweiz und im südlichen Deutschland. Sie gehört auch zur Geschichte des Niederganges der Rebenfläche anfangs des 20. Jahrhunderts, wie die Reblaus auch. Warum das?
Die Sorte Elbling wurde von den Römern in unsere Breitengrade gebracht, meinte man…. Heute weiss man, dass diese Sorte vermutlich in Deutschland aus der Sorte Heunisch und wilden fränkischen Sorten entstand. Die Weine der Sorte Elbling strotzten damals von einer giftigen Säure. Diese Säure aber hat das Getränk sauber gehalten, zu Zeiten, als die Wasserversorgung noch nicht bakteriell sauber war. Getrocknetes, in Wein eingelegtes Brot, mässigte die Spitze der Säure und wurde zu einem billigen Nahrungsmittel in Krisenzeiten. Nur so ist erklärbar, dass in Klöstern bis zu 8 Liter je Tag und je Mönch zugeteilt worden seien…
Anfangs des 20. Jahrhunderts wurden viele Handelswege erstellt. Eisenbahnlinien wurden gebaut. Pässe konnten überwunden werden. Schiffe transportierten Handelsgüter auf den Schweizer Seen. Bessere, südländische Weine wurden importiert und fanden bei der Bevölkerung Gefallen. Nach oder während dem Kirchgang wurde der Kalterer oder Magdalener beliebter als die einheimischen Tropfen. Der Ruf des «Sauren Schweizer Weines» führte zum Niedergang der heimischen Sorte, wie dem Elbling, dem Räuschling und dem Thuner. Noch immer ist dieser Ruf am Stammtisch zu hören. Auch wenn heute die Säure nicht mehr Plage ist, sondern mit filigraner Kellertechnik erhalten werden muss. Schliesslich trinken die meisten gerne etwas Rassiges zum Apéro. Schliesslich wird der Salat ja auch mit Zitrone angesäuert…
Die Sorte Elbling wird dank seiner starken Säure heute noch an der Mosel zu beliebten Schaumweinen gekeltert. Wie sich die Zeiten ändern. Im Rebberg, im Keller und im Gaumen.