Riesling-Silvaner: Thurgi in Züri

Professor Müller-Thurgau hat als Leiter des Institutes für Pflanzenphysiologie in Geisenheim, D, ganz viele Sämlinge verschiedenster Sorten ausgesät. 1891, nach der Berufung zur Gründung einer Forschungsstätte in Wädenswil liess Müller von Geisenheim einige dieser Sämlinge nachliefern. Sämling Nummer 58 schien ihm am besten geeignet zu sein als Mutterstock einer neuen Sorte. Sämlinge tragen die Gene einer Zufallsbefruchtung durch den Wind. Angenommen wurde, dass die Sorte Riesling als Mutter und der Silvaner (Johannisberg) als Vater gewirkt hätten. Schon Müller bezweifelte diese Partnerschaft.
Die Forschungsanstalt Wädenswil hat die Sorte weiterentwickelt zu einer bestens geeigneten Traube im Klima der Deutschschweiz. Frühreifend, endlich weniger Säure, leider aber auch fäulnisanfällig.
1998 haben erste Gentests (Vaterschaftsmaschine) den Verdacht erhärtet. Zum Vater wurde die Sorte Madelaine Royal (Familie der Gutedel) bestimmt. Die alte Bezeichnung der Sorte liess sich nach über 100 Jahren nicht mehr so leicht von den Etiketten vertreiben. Darum heisst die Sorte immer noch Riesling-Silvaner (jetzt mit Bindestrich) oder in der Schweiz neu Müller Thurgau oder Riesling x Madelaine Royal. Die Sorte ist weltweit verbreitet. In der Deutschschweiz ist es die weisse Hauptsorte. Noch immer.
Aus dieser Sorte sind unzählige neue Sorten entstanden. Regent, Bacchus, Reichensteiner und viele andere.